Oliver Egger

Fußballer, Lehrer, Ombudsmann der ÖFB-Ombudsstelle "Fußball für alle" gegen sexuelle Diskriminierung und Homophobie

„Am Ende hab ich eine ,Scheißdraufmentalität‘ entwickelt. Ich wollte mich keine Sekunde länger verstecken. Ich wollte mein Leben selbstbestimmt leben und glücklich sein. Der Wunsch, glücklich zu sein, war stärker als die Angst vor dem Risiko.“

Wer bist du? Was machst du?

Ich heiße Oliver Egger, geboren am 15. November 1992. Meine Fußballkarriere begann beim FC Gratkorn, bevor ich im Nachwuchs von Sturm Graz spielte. Seit 2012 spiele ich wieder in Gratkorn in der steirischen Oberliga Mitte als rechter Verteidiger. 

Neben dem Fußball unterrichte ich Deutsch und Geschichte und arbeite als Ombudsmann an der ÖFB-Ombudsstelle „Fußball für alle“, um gegen sexuelle Diskriminierung und Homophobie vorzugehen. 

Ich war 2016 der erste Fußballer in Österreich, der sich als homosexuell geoutet hat.

Wie sieht deine persönliche Erfahrung mit einer Lebenskrise aus und wie hast du sie bewältigt?

Das ist ein schwuler Pass. Du spielst wie ein Schwuler. Das hört man oft. Diese Worte sind nicht nur herabwürdigend, sondern sie verletzen auch. Als ich mich vor drei Jahren öffentlich als homosexuell outete, stand ich oft alleine da. In den Pausen unserer Spiele waren die Kommentare manchmal so direkt, dass ich handeln musste. 

Einmal sagte unser damaliger Trainer: „Ihr zwei da hinten, ihr geht an wie zwei Warme, und wegen euch kriegen wir so ein Gegentor.“ Das brachte das Fass zum Überlaufen. Ich habe mich dem Trainer gegenüber geäußert, und er hat sich entschuldigt. Diese Vorfälle verdeutlichen die Notwendigkeit, in Teams und Vereinen eine Kultur der Achtung und des Respekts zu fördern. 

Es ist wichtig, dass alle Teammitglieder ein Umfeld schaffen, in dem sich niemand aufgrund seiner sexuellen Orientierung verstecken oder minderwertig fühlen muss. Die Konfrontation mit solchen Situationen hat mich gelehrt, für mich einzustehen und eine Veränderung zu bewirken. 

Ich habe gelernt, offen gegen diskriminierende Sprache vorzugehen, nicht nur zum Schutz meiner eigenen Würde, sondern auch um ein Beispiel für andere zu setzen, die möglicherweise ähnliche Herausforderungen erleben.

Was ist deine Inspiration?

„Du musst Eier haben“, hört man oft im Fußball, ein Sport, der von ritualisierter Männlichkeit geprägt ist. Diese Einstellung hat mir immer zu schaffen gemacht. Als ich meinen damaligen Freund bei einer Geburtstagsfeier meiner Mannschaft vorstellte, ohne viel Aufhebens zu machen, setzte ich ein Zeichen. Ich habe gelernt, dass meine Homosexualität und meine Männlichkeit sich nicht ausschließen.

Mein Ziel ist es, dass Homosexualität im Fußball und in der Gesellschaft als normal angesehen wird. Ich kämpfe dafür, dass niemand das erleben muss, was ich durchgemacht habe, und dass jeder das Recht hat, ohne Angst er selbst zu sein.

Es ist mein Wunsch, dass zukünftige Generationen von Fußballern in einer Umgebung aufwachsen, in der ihre sexuelle Orientierung als ein normaler Teil ihrer Identität angesehen wird, ohne dass sie dafür Diskriminierung oder Ablehnung fürchten müssen. 

Durch mein Engagement als Ombudsmann und durch mein eigenes Beispiel möchte ich zu einer Kultur beitragen, in der Vielfalt und Akzeptanz gefeiert werden.

Wo ist dein Lieblingsort auf dieser Welt und warum? Woran glaubst du?

Mein Lieblingsort ist im Moment unsere Wohnung in Graz. Denn ich muss sagen, dass ich sehr gerne zuhause bin und ruhige Momente sehr schätze und ich mich hier einfach wohl fühle. Ich bin ein gemütlicher Mensch und genieße es, ein gutes Buch zu lesen. 

Ich bin seit meiner Jugend Atheist und glaube nicht. 

Was war ein besonderer Moment in deinem Leben und was hast du mit deinem Partner erlebt?

Ein besonderer Moment in meinem Leben war natürlich mein Coming-out bei meinen Freunden und meiner Familie. Denn seit diesem Moment kann ich endlich ein freies und selbstbestimmtes Leben führen und das Versteckspiel hatte endlich ein Ende.

In nun fast sechs Jahren Beziehung haben wir natürlich eine Menge erlebt und ich muss auch gestehen, dass er mich am meisten zum Lachen bringt, vor allem mit seiner Schlagfertigkeit. Wir genießen einfach unsere Zweisamkeit sehr und begegnen uns mit sehr viel Verständnis und Lockerheit.

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